Den Konfliktzirkel verstehen: Wie Kommunikationsmuster Beziehungen belasten

Ihr dreht euch immer wieder über dieselben Themen im Kreis…

Oder der Ablauf eines Streits wiederholt sich in unterschiedlichen Situationen. Dann befindet ihr euch in einem Konfliktzirkel, der sehr frustrierend sein kann. Denn wie der Name schon sagt, ist es ein Kreislauf, der kein Ende nimmt und in dem wir oft keinen Ausweg sehen.

In solchen Momenten kommen Partner häufig an ihre Grenzen, und nicht selten stellen sie die gesamte Beziehung in Frage, da sie das Gefühl haben, sich nicht mehr zu verstehen. Egal, was man sagt oder wie man versucht, etwas zu erklären, es kommt nicht an, und so geht es meistens beiden.

Wie entsteht so ein Kreislauf?

Sehr vereinfacht ausgedrückt: Ihr dreht euch im Kreis, weil jeder durch sein Verhalten das Verhalten des jeweils anderen anfeuert. Klassische Beispiele wären:

– Person A: „Ich schreie, weil du mir nicht zuhörst.“

– Person B: „Nein, ich höre dir nicht zu, weil du schreist.“

– Person A: „Du bist so aufdringlich, also wende ich mich ab.“

– Person B: „Nein, ich dränge mich auf, weil du dich immer abwendest.“

Hier kommen nicht nur unterschiedliche Bedürfnisse und Empfindungen zusammen, die aufeinander reagieren. Meistens ist dieses extreme Verhalten auf beiden Seiten ein Schutzmechanismus, den wir möglicherweise schon in früheren Zeiten angewendet haben.

Ein Kreis mit unterschiedlichen Mustern

Allgemein gesprochen führen diese frustrierenden Streits dazu, dass sich beide Partner immer mehr distanzieren und weniger Vertrauen in die Kommunikation miteinander haben. „Es hat ja eh keinen Sinn.“

Es gibt jedoch unterschiedliche Muster, je nachdem, welche Rolle die jeweiligen Partner einnehmen:

– Verfolgung – Rückzug: Beispielsweise bei vermeintlicher Eifersucht, kontinuierlicher Kritik des einen gegenüber dem anderen, einer möchte mehr Nähe, der/die andere sucht Abstand usw.

 – Angriff – Angriff: Beide bestehen darauf, Recht zu haben, und lassen nicht locker.

– Rückzug – Rückzug: Beide fühlen sich machtlos, bekommen mit der Zeit Angst, wieder in Streit zu geraten, und distanzieren sich. Sie sprechen bestimmte Themen nicht mehr an oder leisten passiven Widerstand.

Ist mein Partner toxisch?

Befindet man sich mit der Partner*in in diesem Kreislauf, empfinden wir sie oft als Gegner*in. Der Begriff „toxisch“ oder „narzisstisch“ ist in diesen Situationen sehr beliebt geworden und wird meiner Meinung nach oft zu schnell verwendet. In einem Kreislauf tragen beide Verantwortung. Der Kreislauf ist toxisch, nicht unbedingt die Partner*in.

Wie kommen wir da wieder raus?

Da es sich um einen zirkulären Prozess handelt – das eine führt zum anderen und wieder zurück – muss im Grunde nur ein Baustein entnommen werden, damit Veränderung entstehen kann. Wenn einer von beiden plötzlich anders reagiert, zum Beispiel weil er sich in der Defensive ertappt hat und eine andere Antwort oder Reaktion zeigt, kann dies auch zu einer anderen Reaktion beim Gegenüber führen. Dieser ist dann oft überrascht oder irritiert, was den gesamten Prozess entschleunigen oder in eine ganz andere Richtung lenken kann.

Gegenseitiges Verständnis ist der wichtigste Schritt

Um einen solchen Zirkel nachhaltig zu unterbrechen, sollten idealerweise beide Partner den Zirkel nicht nur erkannt haben, sondern auch seine Hintergründe genauer verstehen. Denn hier zeigen sich die unterschiedlichen Triggerpunkte und Schutzmechanismen, die euch so schnell in den Konflikt verstricken. Es ist wichtig zu erkennen, warum ihr plötzlich zu Gegnern werdet und warum es euch in dieser Lage so schwerfällt zuzuhören. Wenn ihr einmal erkennt, welche wunden Punkte getroffen werden, wird auch klarer, warum jeder von euch gerade so reagiert. Gleichzeitig bekommt ihr das Gefühl, euch selbst in der Situation besser verstanden zu haben und vom Partner besser verstanden zu werden. Das hilft, gemeinsam nach neuen Strategien zu suchen. Teamarbeit und Eigenverantwortung sind gefragt.

Den Kreis gemeinsam von außen betrachten

Es kann sehr spannend und verbindend sein, sich diesen Teufelskreis einmal gemeinsam aus der Distanz anzusehen. In der Beratung arbeite ich hier gerne mit Skizzen und Bildern, die den Ablauf grafisch darstellen und Orientierung bieten. Durch eine gezielte Anleitung kann auch vermieden werden, dass sich der Streit während der Betrachtung wiederholt.